TPV offenbart Mängel und Konzeptlosigkeit bei der Beschulung von geflüchteten und zugewanderten Kindern und Jugendlichen

dsc07170Eine so gut besuchte Personalversammlung – bezogen auf die Anzahl der Betroffenen – hat es bisher im Bildungsbereich noch nicht gegeben. Fast 80% aller stadtbremischen Vorkurslehrkräfte waren am Mittwochmorgen in den Sitzungssaal bei der Senatorin für Finanzen gekommen. Intensiv wurde über die Probleme beraten, mit denen Vorkurslehrkräfte zu tun haben. „Dabei wurden die vielfältigen Mängel und die Konzeptlosigkeit bei der Beschulung von geflüchteten und zugewanderten Kindern bzw. Jugendlichen anschaulich verdeutlicht“, fasst Arno Armgort, Vorsitzender des Personalrates Schulen, die Diskussion zusammen. „Die Vorkurslehrkräfte fühlen sich oft völlig allein gelassen mit diesen Problemen“, führt Armgort weiter aus.

In der mehrstündigen Diskussion wurden die dringlichsten Forderungen der hoch engagiert arbeitenden Vorkurslehrkräfte gemeinsam erarbeitet. Viele Vorkurslehrkräfte sind mit befristeten Verträgen über die Stadtteilschule oder andere freie Träger beschäftigt. Die Personalversammlung fordert ein Ende dieser prekären Beschäftigungssituation durch die Entfristung der Arbeitsverträge. Darüber hinaus fordern die Vorkurslehrkräfte ein angemessenes und faires Gehalt für alle nach TVL 13. Eine weitere wichtige Forderung war eine feste Obergrenze für die Vorkurse, damit die Praxis, die Richtfrequenzen zu überschreiten, beendet wird und die Vorkursschüler*innen gut und schnell integriert werden können. Auch die fehlende sonderpädagogische und sozialpädagogische Unterstützung wurde bemängelt, ebenso die fehlende psychologische Betreuung traumatisierter Kinder. In diesem Zusammenhang steht auch die Forderung nach einer Doppelbesetzung in den Vorkursen.

Die Vorkurslehrkräfte hatten aber nicht nur Kritik an ihren Arbeitsbedingungen. Für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen forderten sie u.a. ein vernünftiges Beratungssystem, vor allem bezogen auf die Übergänge nach der 4. Klasse und in die berufliche Bildung oder die gymnasiale Oberstufe. Weiter forderten sie eine Einstufung der Schüler*innen in Vorkurse nach ihrem individuellen Lernstand und eine Beteiligung der Vorkurslehrkräfte an dieser Einstufung. Wichtig sind außerdem mehr Alphabetisierungskurse in allen Schulstufen, auch für Schüler*innen, die die lateinische Schrift nicht beherrschen. Notwendig ist darüber hinaus ein Sprachförderkonzept für die Zeit nach dem Vorklassenbesuch, das ausreichende Förderstunden bereitstellt. Schließlich forderten die Teilnehmer*innen der Personalversammlung, dass die Dauer der Vorkurse flexibler gehandhabt werden müsse. Viele Schüler*innen brauchen deutlich mehr Zeit als das vorgesehene halbe Jahr in der Grundschule und das eine Jahr in der Sekundarstufe I (Klassen 5-10), manche brauchen weniger. So könne auf den individuellen Lern- und Entwicklungsstand der Schüler*innen Rücksicht genommen werden, ebenso wie auf traumatisierende Erlebnisse. Ähnliches gilt für die Zuweisungspraxis zu den Standorten der Vorkurse.

Der Personalrat Schulen wurde beauftragt, diese und weitere Forderungen der Senatorin für Kinder und Bildung zu übergeben und sich für ihre Umsetzung einzusetzen.

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