Bremen wird mehr Lehrkräfte ausbilden, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Schon ab dem ersten Februar sollen mehr Referendare als ursprünglich geplant eingestellt werden, ab dem 1.8. soll die Kapazitätsverordnung um weitere 50, auf dann wieder 550 Plätze erhöht werden. Vorangegangene Kürzungen würden damit zurückgenommen. Im Gegenzug ermöglicht der Personalrat-Schulen weiterhin den Einsatz von Lehramtsstudenten mit Bachelor-Abschluss zur Unterrichtsvertretung – allerdings nur noch in begrenztem Umfang.
„Für uns ist das ein riesiger Erfolg nach teilweise zähen Verhandlungen“, freut sich Arno Armgort, Vorsitzender des Personalrats Schulen. In den letzten Jahren wurden, mit Verweis auf den Lehrkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt, immer mehr Studierende über die Stadtteilschule beschäftigt. Zuletzt waren 220 Studierende mit Bachelorabschluss im Umfang von rund 100 vollen Lehrerstellen im Unterrichtseinsatz. Für Armgort ein unhaltbarer Zustand. „Wir wollten nicht tatenlos zusehen, dass sich diese Praxis verfestigt und haben bereits vor gut einem Jahr angekündigt, keinen weiteren studentischen Einsätzen mehr zuzustimmen, sollte der Mangel an fertig ausgebildeten Lehrkräfte nicht mit zusätzlichen Maßnahmen bekämpft werden“, führt Armgort weiter aus.
Dieser Mangel könnte durch steigende Schülerzahlen noch verschärft werden. Nach den Berechnungen des Essener Bildungsökonomen Klaus Klemm muss Bremen weiterhin mit steigenden Schülerzahlen rechnen. Bis zum Schuljahr 20/21 soll es demnach 1500 Grundschüler mehr als im laufenden Schuljahr geben. Das entspricht 74 zusätzlichen Grundschulklassen. Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass sofortige Maßnahmen dringend erforderlich sind, soll sich der Mangel an Lehrkräften nicht noch verschärfen.
Aus der Sicht des Personalrats Schulen spricht alles dafür, dass Studierende bereits während ihres Studiums unterrichtspraktische Erfahrungen sammeln. Doch Art und Umfang des Einsatzes sorgte für erheblichen Unmut. Viele Verträge bei der Stadtteilschule beliefen sich auf 20 und mehr Stunden, bis hin zu einer vollen Stelle. Arno Armgort befürchtet eine strukturelle Überforderung der Studierenden. „Aus gutem Grund ist der Unterrichtseinsatz im Referendariat auf 12 Stunden begrenzt. Es hilft niemandem, wenn Studierende hoch motiviert als Vertretungskräfte anfangen und dort in kürzester Zeit verheizt werden“, so Armgort. Außerdem sei ihm rätselhaft, wie Studierende ihren Master-Abschluss machen wollten, wenn sie gleichzeitig mit hohem Stundenumfang im Schuleinsatz seien. Neue Verträge werden daher in Zukunft einen Umfang von 11 Wochenstunden nicht mehr übersteigen. Zum Februar auslaufende Verträge mit einem Stundenumfang bis zu einer halben Stelle können aber verlängert werden.
„Unsere harte Verhandlungslinie hat sich am Ende ausgezahlt und wir sind zu einem Ergebnis gekommen, mit dem nicht nur wir zufrieden sein können, sondern auch die senatorische Behörde. Letztlich ist es im Interesse aller für eine ausreichende Versorgung mit fertig ausgebildeten Lehrkräften zu sorgen.“