Pressemitteilung des Personalrats zum Personalversorgungskonzept der Bildungsbehörde

Viele Fragen unbeantwortet

Die Bildungsbehörde stellt im Vorwort ihres jüngst vorgelegten Personalversorgungskonzepts fest, dass „erstmals eine umfassende Grundlage zur Ableitung von Personalbedarfen im Bereich Schulen“ vorliegt. Das wirft gleich mehrere Fragen auf. Zum Beispiel, auf welcher Datenbasis bisherige Bedarfsprognosen vorgenommen wurden? Die Interessenvertretungen haben jedenfalls trotz eines Rechtsanspruchs seit Jahren massive Schwierigkeiten, von der Behörde regelmäßige und verlässliche Informationen zur Personalversorgung zu erhalten. Von Transparenz kann also nicht die Rede sein.

Zur Belastbarkeit der Zahlen

Weiter stellt sich die Frage, wie aussagekräftig die vorgelegten Daten sind. Erst einmal ist es positiv, dass es solche Berechnungen und Projektionen jetzt überhaupt gibt. Aber sie sind mit so vielen Unsicherheiten behaftet, dass die Schlussfolgerungen daraus mit Vorsicht zu genießen sind. Das wird an verschiedenen Stellen auch offen eingeräumt, denn die tatsächliche Entwicklung der Schüler:innenzahlen oder die tatsächlichen Ab- und Zugänge von Personal kennt man nicht und sie werden immer ungenauer, je weiter man in die Zukunft schaut.

Es fällt allerdings auf, dass sich in den Kurven- und Säulendiagrammen zu Schüler:innenzahlen und Fachkräftebedarfen die steilen Anstiege, die es derzeit gibt, auf wundersame Weise in den nächsten Jahren abflachen und wir zum Ende des Prognosezeitraums um das Jahr 2030 schon über den Berg wären. Eine sehr optimistische Annahme, die von der Realität nicht unbedingt gestützt wird.

Blinde Flecken bei der Bedarfsermittlung

Aber es gibt auch echte blinde Flecken bei der Bedarfsermittlung, die auf einen eklatanten Mangel an eigentlich verfügbaren Daten zurückgehen. So heißt es auf Seite 25: „Mit Blick auf die dargestellten Unsicherheiten bei der Gesamtbedarfsprognose ist auf den Versuch einer fächerbezogenen Darstellung der Bedarfe verzichtet worden. Hierzu hätte noch eine Reihe weiterer Annahmen getroffen werden müssen, z. B. wie sich bei regelmäßig für zwei oder drei Fächern ausgebildeten Lehrkräften der tatsächliche Unterrichtseinsatz gestalten könnte.“ Und weiter: „Bei der zugrunde gelegten Qualifikation des Personalbestands kann es Ungenauigkeiten geben, da diese nicht vollständig und einheitlich hinterlegt sind und auch nicht unbedingt den realen Einsatz widerspiegelt.“

Übersetzt heißt das: Die Behörde weiß überhaupt nicht, wer welche Fächer mit wie vielen Stunden unterrichtet. Ergo weiß sie bei den zu erwartenden Abgängen nicht nur nicht, wann die Menschen das System verlassen werden, sondern auch nicht, welche Fachbedarfe durch ihr Ausscheiden entstehen werden. Da in Bremen überdurchschnittlich viel fachfremd unterrichtet wird und sowieso kaum jemand seine studierten Fächer zu gleichen Teilen unterrichtet, könnte man kaum weiter von der Realität entfernt sein. Wir kritisieren diese mangelhafte Datenerhebung seit Jahren – nur geändert hat sich daran nichts.

Keine Verbesserungen eingepreist

Was in dem Konzept komplett fehlt sind Verbesserungen für das Personal. Weder ist eine Entlastung der Lehrkräfte, das heißt die längst überfällige Absenkung der Unterrichtsverpflichtung oder wenigstens die Wiedereinführung von Entlastungsstunden für Zusatzaufgaben eingepreist. Für nicht unterrichtende Pädagog:innen sieht es nicht besser aus. Es wird zwar viel über die große Bedeutung multiprofessioneller Teams und Zusammenarbeit gesprochen, aber die geforderte Erhöhung der dafür notwendigen Kooperationszeiten von einer kläglichen Stunde auf zukünftig drei ist nicht mitgedacht.

Das heißt, die massive Überlastung derer, die im System arbeiten, wird auf Jahre zementiert. Die sogenannte „Entlastung“ besteht im besten Fall darin, dass es vielleicht nicht noch schlimmer wird, weil die Personallücken mit weniger gut ausgebildetem Personal gestopft werden.

Wie viele es unter den Bedingungen im Schuldienst bis zum gestiegenen Pensions- und Rentenalter von 67 Jahren schaffen, wird wohl weiterhin ein großes Fragezeichen bleiben. Und ob sich junge Menschen so für die Berufe im Bildungssystem begeistern lassen, darf angezweifelt werden.

Dass ein solches Vorgehen negative Folgen für Schüler:innen hat, kann dagegen als sicher angenommen werden. Denn sie werden in einem überlasteten System mit überlasteten Beschäftigten weiterhin nicht die Unterrichtsversorgung und Förderung erhalten, die ihnen zusteht.

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