Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie ihr sicher in den letzten Tagen schon den Medien entnommen habt, hat der Senat am vergangenen Dienstag beschlossen, alle Lehrkräfte, also auch Lehrmeister*innen, sowie die Referendar*innen mit digitalen Endgeräten, genauer: mit iPads, auszustatten.
Aus unserer Sicht ein riesiger Schritt, bedeutet er doch die Anerkennung der Notwendigkeit, die Beschäftigten an den Schulen für die Ausübung ihres Berufes mit dem benötigten Equipment auszustatten. So selbstverständlich sich das anhört, so unmöglich schien es lange, das zu erreichen. Auch viele Kolleg*innen haben den Zustand so hingenommen, weil es eben immer so war und keiner es anders kannte.
Bis vor kurzem sind wir mit unseren Forderungen von technischer Ausstattung, Support und ausreichenden Fortbildungen auf mehr oder minder taube Ohren gestoßen. Jetzt plötzlich kam durch die coronabedingten Schulschließungen endlich Bewegung in die Debatte. Die Lehrkräfte sollten die Internetplattform itslearning für den sogenannten Distanzunterricht nutzen.
Wirksame Blockade der Mitbestimmungsgremien
Zwar hat die Bildungsbehörde schon 2015 die Lernplattform für alle bremischen Schulen angeschafft und wollte, dass diese nun auch von allen Lehrkräften verbindlich genutzt wird. Dem haben allerdings der Personalrat, die Schwerbehindertenvertretung und die Frauenbeauftragte einen Riegel vorgeschoben und in einer Dienstvereinbarung die Freiwilligkeit der Nutzung festgehalten. Dafür gab es zwei Begründungen: Einmal die fehlende Ausstattung: Man kann ja niemanden zur Nutzung seiner privaten Geräte zwingen. Der zweite Grund war die fehlende Barrierefreiheit.
Mit der Anschaffung von Endgeräten für alle Lehrkräfte und Referendar*innen, fällt der Hauptgrund gegen eine verbindliche Nutzung von itslearning nun weg und auch die Barrierefreiheit soll laut Bildungsbehörde weitgehend gewährleistet sein.
Außerdem wird Geld und damit auch Personal für Support und Weiterbildung bereitgestellt.
Itslearning wird verbindlich für Lehrkräfte
Im Grundsatz begrüßen wir die Nutzung einer gemeinsamen Plattform, da sie eine einheitliche Arbeitsweise in allen bremischen Schulen und den nötigen Datenschutz sicher stellt.
In den nächsten Monaten wird die bestehende Dienstvereinbarung überarbeitet. Dazu gehört auch eine Evaluation der bisherigen Nutzung von itslearning, in die auch die Erkenntnisse der jüngsten Zeit einfließen sollen.
Wir freuen uns, wenn ihr uns zu euren eigenen Erfahrungen Rückmeldungen gebt.
Natürlich kann nicht erwartet werden, dass alle jetzt sofort die Arbeit mit itslearning beherrschen und alle Funktionen verwenden. Es soll dazu – wie auch schon in den vergangenen Monaten von vielen mit großem Engagement genutzt – entsprechende Fortbildungsangebote geben.
Noch nicht die endgültige Lösung für alle Beschäftigten
Insbesondere in der Vorschau auf ein Schuljahr unter den besonderen Bedingungen der Pandemie, muss darüber nachgedacht werden, welche weiteren Berufsgruppen in den Schulen schnell eine mobile digitale Ausstattung brauchen – z. B. im sozialpädagogischen Bereich. Darüber werden wir jetzt verhandeln.
Und uns ist klar, dass ein iPad nicht für alle und alles die endgültige und passende Lösung ist – das konnten wir vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch unserer eigenen Debatte entnehmen. Es wird weitere Gespräche mit der Behörde geben, um in Zukunft auch Alternativen, z. B. Laptops, anbieten zu können.
Ein Grund zu Freude, aber nicht zu übertriebener Dankbarkeit
Lehrkräfte arbeiten seit Jahrzehnten in ihren heimischen Arbeitszimmern mit ihrer privat finanzierten Büroausstattung, von Möbeln, über Büromaterial, Fachliteratur bis zum digitalen Equipment. Wenn Lehrer*innen das angeprangert haben, wurde oft lapidar auf die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit verwiesen. Dummerweise wurde dabei übersehen, dass nur ein geringer Teil erstattet wurde. Auf dem Löwenanteil der Kosten blieben die Kolleg*innen sitzen – eine ganz reale und nicht zu knappe Einkommenseinbuße. Also Danke für die Geräte – es wurde aber auch Zeit!
Bitte keine Corona-Eintagsfliege
Jetzt haben wir also im ersten Schritt ein iPad – immerhin mit Tastatur und Stift – erstritten [Update: Mittlerweile hat die Behörde die Zusage für einen Stift zurückgezogen]. Damit können wir viele schulische Aufgaben erfüllen. Das bedeutet aber auch, dass wir jetzt selbst umdenken müssen und selbstbewusst auch in Zukunft Ausstattung, Fortbildung und Support für unsere Arbeit einfordern, damit unsere Arbeitgeberin immer für dienstliche Belange aufkommt und das ganze keine coronabedingte Besonderheit bleibt.